Der Onlinehandel hat sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt. Dies setzt wiederum den stationären Handel unter großen Druck. Die Innenstädte des Landes kämpfen mit einer sinkenden Besucherfrequenz, die Verkaufsflächen werden kleiner und das Konsumverhalten volatiler. Gleichzeitig erwarten Kund:innen heute mehr als nur Regale und Kassen: Sie wünschen sich Erlebnis, Komfort und Information – am besten nahtlos verknüpft mit digitalen Angeboten.
Laut einer Studie des IFH Köln geben 57 Prozent der Konsument:innen an, dass sie sich im stationären Handel mehr digitale Unterstützung wünschen – sei es in Form von Informationen auf Displays, kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten oder interaktiven Services. Händler, die diese Entwicklungen ignorieren, riskieren den Anschluss zu verlieren. Die Digitalisierung am Point of Sale ist heute längst kein optionales Add-on mehr, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor, der kontinuierlich an Bedeutung gewinnt.
Das Kundenerlebnis als Differenzierungsmerkmal
Was im E-Commerce längst Standard ist – beispielsweise personalisierte Produktempfehlungen oder das Tracking der Customer Journey – muss im stationären Handel erst noch verankert werden. Dabei bietet gerade der physische Verkaufsraum zahlreiche Chancen, um mit gezielten digitalen Schnittstellen hohe Mehrwerte zu schaffen.
Ein gutes Beispiel dafür stellt der Self-Checkout dar. Laut einer Befragung des Handelsverbands Deutschland nutzen bereits 38 Prozent der Konsument:innen in Deutschland regelmäßig Selbstbedienungskassen. Nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel, sondern auch im Non-Food-Bereich wächst das Interesse an diesen Lösungen. Gerade bei kleineren Einkäufen wird die Möglichkeit zur schnellen und kontaktlosen Abwicklung zunehmend geschätzt.
QR-Codes als digitale Brücke – einfach, schnell, effektiv
Eine besonders niederschwellige, aber wirkungsvolle Schnittstelle am PoS lässt sich mit QR-Codes schaffen. Die schwarz-weißen Quadrate können flexibel platziert werden, etwa auf Regalen, Produkten oder Schaufenstern. Dort ermöglichen sie es den Kund:innen, mit dem eigenen Smartphone zusätzliche Informationen aufzurufen.
Mit einem entsprechenden QR Code Generator können Händler ganz einfach individuelle Codes erstellen, die dann auf Produktseiten, Bedienungsanleitungen, Videos oder Feedbackformulare verlinken. Dadurch wird die Hemmschwelle zur Interaktion gesenkt und auch kleinen Händlern eröffnet sich die Möglichkeit, ohne eigene App digitale Services t anzubieten. Beispielsweise nutzen viele Baumärkte QR-Codes, um ihren Kund:innen Montagevideos direkt am Regal bereitzustellen. Modegeschäfte zeigen dagegen Pflegehinweise oder inspirierende Styling-Vorschläge. Auch digitale Rabattaktionen oder Gewinnspiele lassen sich problemlos integrieren.
Wichtig ist dabei jedoch stets: Der Inhalt hinter dem Code muss relevant sein – also nicht bloß Gimmick, sondern echter Mehrwert.
Digitale Preisschilder und Displays: Echtzeit trifft Einkaufsfläche
Einen weiteren Trend bilden elektronische Preisschilder. Diese erlauben es, Preise und Produktinfos zentral zu steuern und in Echtzeit anzupassen. Besonders praktisch zeigt sich dies etwa bei Tagesaktionen, Sortimentswechseln oder Lieferengpässen. Das Personal spart viel Zeit, außerdem werden Fehlerquellen reduziert und der PoS dynamischer gestaltet.
Interaktive Displays gehen noch einen Schritt weiter: Touchscreens am Regal können zum Beispiel Empfehlungen anzeigen, Verfügbarkeiten prüfen oder Alternativprodukte vorschlagen. Laut einer Erhebung von Statista nutzen bereits 21 Prozent der größeren Einzelhändler in Deutschland solche Systeme zumindest punktuell – etwa in Technik- und Möbelhäusern. Zudem sinken die Einstiegshürden kontinuierlich. Mit modularen Lösungen lassen sich digitale Touchpoints mittlerweile auch in kleineren Flächen sinnvoll einsetzen.
Der Mensch bleibt im Mittelpunkt – trotz Technik
Trotz aller Digitalisierungsbemühungen gilt weiterhin, dass der stationäre Handel von Begegnung und Beratung lebt. Die digitalen Schnittstellen sollen die Mitarbeitenden nicht ersetzen. Es geht darum, sie zu entlasten und gezielt zu unterstützen. Gut umgesetzt, gewinnen dann beide Seiten: Die Kund:innen können sich selbstständig informieren und das Personal hat mehr Zeit für individuelle Anliegen.
Ein Praxisbeispiel liefert die Drogeriekette dm: Dort kommen zunehmend hybride Beratungskonzepte zum Einsatz, bei denen Mitarbeitende via Tablet Zusatzinformationen aufrufen oder Bestände in anderen Filialen prüfen. Auch immer mehr Apotheken nutzen digitale Terminals zur Vorbestellung oder Medikamentensuche, ohne dass die persönliche Betreuung dabei zu kurz kommt.
Herausforderungen: Datenschutz, Schnittstellen, Akzeptanz
Die Digitalisierung am PoS bringt jedoch auch gewisse Herausforderungen mit sich. Der Datenschutz stellt in diesem Zusammenhang ein zentrales Thema dar – insbesondere bei interaktiven Anwendungen, die Daten erfassen. Die Händler müssen sicherstellen, dass personenbezogene Informationen geschützt sind und die geltenden Richtlinien wie die DSGVO strikt eingehalten werden.
Aus technischer Perspektive zeigt sich die Integration neuer Systeme häufig komplex. Die Schnittstellen zu Warenwirtschaft, Kassensystem und Onlineshop müssen sauber abgestimmt sein, um Medienbrüche zu vermeiden. Gerade kleinere Betriebe stoßen dabei oft an ihre Grenzen, sowohl finanziell als auch in Bezug auf das nötige Know-how. Hinzu kommt die Nutzerakzeptanz: Nicht alle Kund:innen sind digitalaffin oder möchten via Smartphone einkaufen. Digitale Lösungen dürfen deshalb nie zur Pflicht werden. Sie sollten als freiwilliges Angebot gestaltet sein – und das zugänglich, einfach und intuitiv.
Hybride Modelle als Zukunftsstrategie
Die strikte Trennung zwischen Online- und Offlinehandel wird zunehmend obsolet. Es ist das nahtlose Erlebnis, das heute zählt. Händler, die digitale Schnittstellen clever einsetzen, bieten ihren Kund:innen mehr Orientierung, Information und Komfort − und heben sich so von ihren Wettbewerbern positiv ab.
Ein Blick auf erfolgreiche Konzepte zeigt: Hybride Modelle funktionieren besonders gut, wenn sie perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt sind. Das Möbelhaus IKEA kombiniert beispielsweise die klassische Ausstellung mit QR-Codes, Augmented Reality und Self-Checkout. Der Schuhhändler Görtz verknüpft seine Filialen mit dem Onlineshop, sodass Kunden Produkte vor Ort anprobieren und gegebenenfalls online nachbestellen können.
Eine solche Verzahnung ermöglicht es, Daten kanalübergreifend zu nutzen, die Lager zu optimieren und das Einkaufserlebnis ganzheitlich zu gestalten.
Nachhaltigkeit und Effizienz als Nebeneffekte
Dabei ergibt sich außerdem ein interessanter Nebeneffekt: Die Digitalisierung am PoS trägt in vielen Fällen auch zu mehr Nachhaltigkeit bei. Digitale Preisschilder reduzieren Papiermüll, der Self-Checkout spart Kassenbons und digitale Produktinfos machen gedruckte Broschüren überflüssig. Zudem lassen sich die Bestände und nötige Nachlieferungen präziser steuern. Dies reduziert wiederum die Wahrscheinlichkeit für Retouren und Überproduktion.
Laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland wird die Reduktion von Retouren sogar eines der zentralen Ziele im Omnichannel-Handel der kommenden Jahre darstellen. Das Zusammenspiel aus digitaler Beratung und transparenten Informationen am PoS sind dafür ein wichtiger Hebel.
Der PoS wird zur Bühne
Digitale Schnittstellen sind nicht als reiner Selbstzweck zu verstehen. Bei ihnen handelt es sich um wichtige Werkzeuge, um die modernen Kundenerwartungen besser zu erfüllen und die Leistungsfähigkeit des Handels zu stärken. Egal, ob QR-Codes, Self-Checkout oder digitale Preisschilder: Entscheidend ist, dass die Technologie sinnvoll eingesetzt wird. Dies ist überall dort gegeben, wo sie Abläufe verbessert, wichtige Informationen bereitstellt oder das Einkaufserlebnis aufwertet.