Kennen Sie diese leise Panik, wenn Sie an der Kasse stehen, den Einkaufswagen vollgeladen haben, die Schlange hinter Ihnen immer länger wird – und Ihre Karte einfach nicht funktioniert? Vielleicht ist das Terminal ausgefallen, vielleicht hat Ihre Karte einen schlechten Tag oder vielleicht akzeptiert das Geschäft nur eine bestimmte Karte.
So oder so, dort zu stehen, sich zu entschuldigen und nach einer Ersatzkarte zu suchen, fühlt sich weniger wie ein finanzieller Fauxpas an, sondern eher wie ein Initiationsritus in Deutschland. Hier ist die Wahrheit, von einem Deutschen zum anderen: Sich auf nur eine Bankkarte zu verlassen, ist ein Risiko, und mehrere zu haben, ist nicht extravagant, sondern klug.
Wir Deutschen sind ein praktischer Haufen. Wir legen Wert auf Zuverlässigkeit, Planung und ja, auch darauf, unsere Optionen zu kennen. Und wenn es um die Verwaltung Ihres Geldes geht – insbesondere im heutigen Europa –, ist es einfach sinnvoll, mehr als eine Karte zu haben.
EC, Debit, Kredit – kompliziert, nicht wahr?
Seien wir ehrlich: Das deutsche Bankensystem ist nicht gerade intuitiv. Der Begriff „EC-Karte” (obwohl er offiziell veraltet ist) wird immer noch verwendet, obwohl wir es mittlerweile mit Girocards zu tun haben, Maestro ausläuft und internationale Debitkarten fast gleich aussehen, sich aber ganz anders verhalten. Wenn das verwirrend klingt, dann liegt das daran, dass es das ist. Klarer hingegen präsentiert sich das kostenlose Revolut-Standard-Girokonto. Was aber ist ein Girokonto überhaupt?
Die meisten von uns haben ein Girokonto, in der Regel bei einer klassischen deutschen Bank wie der Sparkasse, der Volksbank oder einem größeren Anbieter wie der Deutschen Bank. Dazu gehört eine Girocard, die sich perfekt für den täglichen Gebrauch eignet – Miete bezahlen, Bargeld abheben, bei REWE einkaufen, was auch immer Sie möchten. Aber versuchen Sie mal, dieselbe Karte zu verwenden, wenn Sie online einen Flug buchen oder im Ausland bezahlen möchten.
Plötzlich heißt es: „Karte wird nicht akzeptiert.“ Hier kommt Ihre Visa- oder MasterCard-Debit- oder Kreditkarte ins Spiel. Diese werden online und international weitaus häufiger akzeptiert und bieten oft auch einen besseren Schutz vor Betrug. Eine Karte kann einfach nicht alles abdecken. Nicht mehr. Die digitale Welt verlangt mehr Flexibilität, und hier kommt eine zweite – oder dritte – Karte ins Spiel.
Nicht nur für Notfälle – sondern auch für mehr Effizienz
Natürlich ist eine zusätzliche Karte praktisch, wenn eine verloren geht, entmagnetisiert ist oder plötzlich ohne Grund abgelehnt wird. Der eigentliche Vorteil liegt jedoch nicht nur in Notfällen, sondern darin, das richtige Werkzeug für die richtige Aufgabe zu haben. Ich habe eine herkömmliche Girocard für Miete, Stromrechnungen und lokale Zahlungen, wo dies erwartet wird. Dann gibt es noch meine Visa-Debitkarte von einer Online-Bank – sie funktioniert einwandfrei für Reisen, Abonnements und alles in Fremdwährung. Schließlich habe ich noch eine richtige Kreditkarte mit Reiseversicherung und Cashback-Vorteilen für größere Anschaffungen oder Autovermietungen.
Verschiedene Karten dienen unterschiedlichen Zwecken, und wenn Sie sie richtig verwalten, können Sie tatsächlich Geld und Stress sparen. Mit Neobanken wie N26, DKB oder Revolut erhalten Sie Echtzeit-Benachrichtigungen, Einblicke in Ihre Ausgaben und manchmal sogar Konten in mehreren Währungen. Gleichzeitig vermittelt Ihnen Ihre traditionelle Bank das Gefühl von Solidität und Vertrauenswürdigkeit, das viele von uns nach wie vor schätzen.
Bonus: Durch die Verteilung Ihrer Zahlungen verringern Sie auch das Risiko, dass eine betrügerische Transaktion Ihr gesamtes Finanzleben lahmlegt. Es ist eine kleine Schutzmaßnahme mit großer Wirkung.
Europa ist vernetzt – aber nicht immer einheitlich
Wir stellen uns Europa gerne als einen eng verbundenen Verbund vor – und politisch gesehen ist das vielleicht auch so. In der Praxis hat jedoch jedes Land seine Eigenheiten, insbesondere wenn es um Zahlungen geht. Manche Orte setzen stark auf kontaktloses Bezahlen, andere lieben Bargeld, und manche akzeptieren Ihre deutsche Girocard einfach nicht. Selbst innerhalb Deutschlands variiert die Akzeptanz mehr, als wir zugeben möchten. Wenn Sie also unterwegs sind – sei es für ein Wochenende in Prag, geschäftlich in Brüssel oder zu Besuch bei Freunden in Paris – lohnt es sich, Karten zu haben, die grenzüberschreitend funktionieren.
Eine Karte ohne Auslandsgebühren wird plötzlich zu Ihrem besten Freund. Eine Kreditkarte, mit der Sie Transaktionen mit einem Fingertipp sperren können, gibt Ihnen Sicherheit. Und vergessen wir nicht, wie international einige Bereiche unseres Lebens geworden sind. Arbeiten Sie freiberuflich für Kunden im Ausland? Verkaufen Sie digitale Produkte? Planen Sie Reisen oder arbeiten Sie im Homeoffice? Die Kontogewohnheiten, die uns vor 10 Jahren noch gut gedient haben, reichen heute nicht immer mehr aus.
Die Zeiten, in denen wir für alle Fälle Bargeld mit sich führten, sind vorbei. Heute geht es darum, die richtige Kombination von Karten zu haben, die unserem tatsächlichen Lebensstil, unseren Bankgeschäften und unserer Mobilität entspricht. Eine solide Girocard für den deutschen Alltag. Eine flexible Debitkarte einer Online-Bank für alle digitalen Zahlungen. Eine Kreditkarte für gelegentliche Extras – oder den ungeplanten Mietwagen in Italien. Das ist kein finanzieller Overkill, sondern Finanzkompetenz.
Sie benötigen also nicht für jeden Tag der Woche eine Karte – aber zwei oder drei? Das ist einfach gesunder Menschenverstand. Schließlich fahren wir auch nicht mit Ein-Gang-Fahrrädern, tragen nicht nur ein Paar Schuhe und benutzen nicht für alles einen einzigen Schlüssel. Warum sollte das bei unseren Geldbörsen anders sein? In Deutschland und ganz Europa geht es beim Besitz mehrerer Bankkarten nicht darum, anzugeben. Es geht darum, vorbereitet und praktisch zu sein und ein wenig voraus zu sein.