Produktionszahlen, Durchlaufzeiten, Auslastung – viele Kennzahlen suggerieren einzeln betrachtet Effizienz. Oft fehlt jedoch der Blick auf das große Ganze. Die Kennzahl Overall Equipment Effectiness (OEE) schafft genau das. Sie misst, wie viel produziert wird und wirft aus, wie gut eine Anlage tatsächlich arbeitet. Damit wird OEE zur Schlüsselgröße für alle Unternehmen, die Fertigungsprozesse analysieren, verbessern und wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Was ist OEE?
Die Abkürzung OEE steht für Overall Equipment Effectiness, was mit Gesamtanlageneffektivität übersetzt werden kann. Ursprünglich aus der Lean-Production-Philosophie stammend, misst sie die tatsächliche Leistung einer Maschine oder Anlage im Verhältnis zu ihrem Idealzustand. Es ist eine Kennzahl mit Charme. Sie ist einfach zu verstehen und tiefgründig in der Aussage. Ein OEE Rechner ist einfach in der Formel und verwendet drei Kernfaktoren:
- Verfügbarkeit – Wie oft ist die Anlage einsatzbereit?
- Leistung – Läuft sie mit der optimalen Geschwindigkeit?
- Qualität – Wie viele der produzierten Teile entsprechen den Anforderungen?
Die drei Werte werden miteinander multipliziert. Das Ergebnis ist ein Prozentsatz zwischen 0 und 100. Ein Wert von 100 % steht für eine hypothetisch perfekte Anlage. Im industriellen Alltag sind OEE-Werte zwischen 60 und 85 % realistisch.
Eine Beispielrechnung für einen OEE-Wert
Eine Maschine ist theoretisch 8 Stunden pro Tag verfügbar, steht aber aufgrund von Rüstzeiten und Störungen 1,5 Stunden still. Ihre Verfügbarkeit beträgt also 81,25 %. Zudem läuft sie nur mit 90 % der geplanten Geschwindigkeit und produziert dabei 95 % einwandfreie Teile.
Nach der Formel OEE= Verfügbarkeit x Leistung x Qualität
ergibt sich
OEE= 0,8125 × 0,9 × 0,95 = 69,5 %
Das Ergebnis liefert konkrete Ansatzpunkte für Verbesserungen. Es kann nachverfolgt werden, wo Zeit, Leistung und Qualität verloren gehen und warum.
OEE als Werkzeug der Prozessverbesserung
Richtig eingesetzt ist OEE mehr als eine Kennzahl. Sie wird zum zentralen Steuerungselement im kontinuierlichen Verbesserungsmanagement. Unternehmen, die OEE systematisch analysieren, identifizieren versteckte Schwachstellen, vermeiden Stillstände und verbessern ihre Ressourcennutzung. Besonders wirksam ist OEE, wenn sie in den Alltag aller Produktionsbeteiligten integriert wird. Anzeigentafeln direkt an der Linie, automatisierte Berichte und regelmäßige Team-Auswertungen fördern Transparenz und Motivation. OEE kann ein gemeinsames Verständnis von Effizienz über Abteilungsgrenzen hinweg schaffen. Produktion, Instandhaltung und Qualität sprechen plötzlich dieselbe Sprache.
Tools und Technologien
Die Digitalisierung hat die OEE-Erfassung vorangebracht. Moderne MES-Systeme erfassen Maschinendaten in Echtzeit und berechnen automatisch OEE-Werte. Hinzukommen Plattformen verschiedener Hersteller, die nutzerfreundliche Dashboards und Schnittstellen zu ERP-Systemen bieten. KI und Technik gehören in der Zukunft zusammen.
Daher halten KI-gestützte Systeme Einzug in die Produktion. Viele Unternehmen werten bereits jetzt ihre Kennzahlen mit künstlicher Intelligenz aus. Sie übersetzt Technik in wirtschaftliche Relevanz, macht Verluste sichtbar und liefert den Fahrplan für kontinuierliche Optimierung. In Zeiten von Fachkräftemangel, hohen Energiekosten und globalem Wettbewerb wird die Fähigkeit, Ressourcen intelligent zu nutzen, zum entscheidenden Vorteil.