Max. Dienstalter für Piloten: Wann gehen Flugzeugführer in Rente?

von Redaktion
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Das Arbeitsleben endet mit dem Ruhestand. Innerhalb Deutschlands wurde das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre festgelegt. Doch die Entscheidung, auch darüber hinaus zu arbeiten, steht den meisten Menschen frei. Bei den Berufspiloten sieht das jedoch anders aus. Weil der natürliche Alterungsprozess die Flugsicherheit gefährden kann, wurde das Arbeitsalter gesetzlich limitiert. Doch wo genau liegt die Altersgrenze und was sagt eigentlich die Rechtsprechung dazu?

Altersgrenzen im Abhängigkeit zur europäischen Gesetzeslage: Wann gehen Piloten in Rente?

Für die europäischen Berufspiloten legt die „EU-Verordnung Nr. 1178/2011 der Kommission” das Alterslimit fest. Im „Anhang FCL.065” wird genauer auf die altersbedingten Einschränkungen gewerblicher Piloten eingegangen. Konkret heißt es dort, dass das Fliegen ab einem Alter von 60 Jahren nur noch unter gewissen Rahmenbedingungen möglich ist. Wer ab 60 Jahren noch als Berufspilot arbeiten möchte, muss Teil einer mehrköpfigen Flugbesatzung sein. Wichtig ist, dass sich die Besatzung aus mehreren, unter-60-jährigen Piloten zusammensetzt. Demnach darf nur eines der Besatzungsmitglieder 60 oder älter (maximal 64 Jahre) sein.

Ferner regelt der Anhang „FCL.065 b” für Piloten ab einem Alter von 65 Jahren ein absolutes Flugverbot. Damit entspricht die Gesetzeslage auch der empfohlenen Altersgrenze der Europäischen Agentur für Flugsicherheit. Obwohl die außereuropäischen Länder das Höchstalter für kommerzielle Piloten selbst bestimmen können, gilt die 65-Jahres-Grenze derzeit als globaler Durchschnittswert. Doch erst kürzlich hat die USA das Limit um zwei weitere Jahre (auf nunmehr 67) hochgesetzt.

Rechtsprechung

Obwohl das Alterslimit für Piloten festen gesetzlichen Regeln unterliegt, hat sich auch die Rechtsprechung der Thematik angenommen. In einem Präzedenzfall aus dem Jahre 2011 war im Europäischen Gerichtshof eine wegweisende Entscheidung gefallen. Drei Lufthansa-Piloten wehrten sich gegen eine Klausel aus dem seinerzeit geltenden Tarifvertrag. Dieser belegte alle Berufspiloten ab einem Alter von 60 Jahren mit einem Flugverbot. Die Kläger wollten diesen Umstand jedoch nicht akzeptieren und argumentierten, auch ab Erreichen der Altersgrenze noch fit genug zu sein.

In dem abschließenden Urteil hat der EuGH die Ausführungen der Kläger anerkannt. Die Richter des Europäischen Gerichtshof stuften den Zwangsruhestand mit 60 Jahren als eine Diskriminierung aufgrund des Alters ein. Folglich muss das kommerzielle Fliegen – zwecks Gleichbehandlung – auch mit mehr als 60 Jahren noch gestattet sein. Durch diesen Streitfall wurde das Höchstalter für aktive Berufspiloten von 60 auf 65 Jahre heraufgesetzt. Das hatte die Folge, dass die Regelung der Lufthansa von da an nicht mehr gültig war. Eine Weile nach der ersten Klage wurde der EuGH erneut in gleicher Sache aufgesucht. Dieses Mal war der Kläger der Meinung, dass auch die neue Höchstgrenze von 65 Jahren noch zu niedrig sei.

senior pilot

Standret/shutterstock.com

Allerdings ging das Gericht in diesem Falle nicht auf die Forderung des Klägers ein, weil das berufliche Fliegen ab einem Alter von 65 Jahren aufgrund der altersbedingten Leistungseinbuße zu gefährlich für den Piloten und die Passagiere sei. Die Altersgrenze von 65 Jahren ist also noch immer aktuell. Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie die betroffenen Piloten ihrem Hobby auch in gehobenem Alter noch nachgehen können. Private Flüge oder die Tätigkeit als Fluglehrer und Prüfer sind ihnen weiterhin erlaubt.

Einflussfaktoren auf das ideale Rentenalter

In den meisten Fällen hängt der Renteneintritt mit den beruflichen und finanziellen Möglichkeiten sowie mit den individuellen Vorlieben zusammen. Je nachdem, wie die persönliche Entscheidung ausfällt, läuten einige Piloten den Ruhestand deshalb eher als ihre Kollegen ein. Während sich der eine Pilot beispielsweise dafür entscheidet, weiterzuarbeiten, entscheidet sich ein anderer womöglich für den vorzeitigen Ruhestand, weil er die gewonnene Zeit lieber seiner Familie denn dem Fliegen widmen will.

Im Falle von Berufspiloten macht sich die Entscheidung aber nicht nur an den persönlichen Präferenzen, sondern auch an gesundheitlichen Faktoren fest. Schließlich geht der Alterungsprozess auch mit einigen Risiken einher. Diese entstehen dadurch, dass der Allgemeinzustand der Piloten im Laufe des Älterwerdens schlechter wird. Die verlangsamte Reaktions- und Entscheidungsgeschwindigkeit wirken sich negativ auf die Sicherheit der Besatzung und der Passagiere aus. Gerade in Notfallsituationen, in denen schnelles Handeln gefragt ist, steigt das Unfallrisiko. Außerdem ist es möglich, dass der Pilot aufgrund seines körperlichen Zustands während eines Fluges medizinische Hilfe in Anspruch nehmen muss.

All diese Risiken versucht der Gesetzgeber mit einem Alterslimit und einer Flugtauglichkeits-Untersuchung zu reduzieren. Die Flugtauglichkeits-Untersuchungen werden von Fliegerärzten vorgenommen. Mit voranschreitendem Alter müssen sich die Piloten dem Check-up in immer kürzer werdenden Abständen unterziehen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Berufspiloten den beruflichen Anforderungen trotz hohen Alters noch gewachsen sind. Die bestandene Kontrolluntersuchung ist eine Grundvoraussetzung, um der Tätigkeit nachzugehen.

Maximales Dienstalter für Piloten bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr ist in Bezug auf die Altersgrenze ihrer Kampfpiloten besonders streng. § 45 Soldatengesetz legt in Absatz 1 Nr. 6 die Altersgrenze auf maximal 41 Jahre fest. Piloten der Luftwaffe gehen also mehr als 20 Jahre vor ihren zivilen Berufskollegen in den Ruhestand. In Anbetracht der hohen Anforderungen an die Luftwaffe (insbesondere die rasche Erfassung der Umgebungsfaktoren und die präzise Ausführung der Entscheidungen), hat der Gesetzgeber dieses Alterslimit eingeführt.

Diese strengen Regularien werden auf altersbedingte Sicherheitsaspekte zurückgeführt. Schließlich müssen Kampfpiloten sowohl körperliche als auch mentale Spitzenleistungen erbringen. Allerdings nehmen die Reaktionsgeschwindigkeit und die Sehkraft im Laufe der Jahre ab, wodurch nicht nur die Sicherheit des Piloten, sondern auch das Erreichen der beruflichen Ziele gefährdet werden kann.

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